Die Ordnung des Universums ist zerstört. Steine, Feuer und andere Götter sind vom Wind und dem Wasser eingeladen, überall umherzustreifen. Die Menschen sind erschüttert und suchen nach Erklärungen. Sie wenden sich mit ihren Beschwerden an die Sonne. Aber diese verursacht durch ihre Gleichgültigkeit nur noch mehr Chaos, da sie unsterblich in den Mond verliebt ist. Dieser ist aber der, der die Tragödie erkennt und versucht eine Lösung zu finden, um die Ordnung des Universums wiederherzustellen.
Dieser Mythos Oshe und Bari aus dem peruanischen Regenwald inspirierte die einheimische Tanz- und Theatergruppe Arena y Esteras zu ihrem neusten Projekt. Neun PeruanerInnen begeisterten am 12. Oktober Schüler aller Klassenstufen des Schickhardt- Gymnasiums mit ihren vielseitigen Talenten. Ob Jonglage, Tanz oder Akrobatik – die Peruaner zeigten uns, was sie drauf haben und brachten uns erste Grundschritte bei. Beim Tanzworkshop danca erlernten wir einen volkstümlichen Tanz der dortigen Ureinwohner. Traditionell wird dieser Tanz jedoch mit einer lebendigen Anakonda auf den Schultern aufgeführt. Wir lernten leider nur die vereinfachte und ungefährliche Version. Gleichzeitig wurden bei der acrobática einige Meter weiter erste einfache Menschenpyramiden gebaut. Später arbeitete die Gruppe sogar noch an Rädern und spektakulären Saltos. Los juegos malabares also die Jonglage war ebenfalls ein großer Spaß für alle Beteiligten.
Arena y Esteras ist eine seit einigen Jahren existierende Jugendkulturgruppe. Sie stammen aus Villa El Salvador, einer Stadt vor Lima, in Peru. In der Stadt herrschen jedoch Gewalt und Terror, da sie eigentlich eine Illegale Ansiedlung ist. Schlechte Lebensbedingungen trieben die Landbevölkerung in Richtung der großen Städte wie Lima. Dort bekamen sie jedoch nicht die Erlaubnis, sich in der Stadt anzusiedeln und bauten sich daher einfache Strohhütten in der naheliegenden Wüste. Daher stammt auch der Name der Gruppe Arena y Esteras – Sand und Strohmatten. Die ersten Siedler wurden immer wieder von der Polizei weggeschickt und unterdrückt, doch sie versuchten erneut die Stadt aufzubauen und kamen mit immer mehr Menschen zurück. Heute leben in Villa El Salvador zirka eine halbe Millionen Menschen. Bis heute leider größtenteils immer noch in behelfsmäßigen Unterkünften, obwohl sich in der Mitte schon ein fester Stadtkern entwickelt hat. Um der Unterdrückung entgegenzuwirken, gründete eine Bewohnerin die Gruppe Arena y Esteras. Sie starteten mit Stelzenläufen und Jonglage und wuchsen schnell zu einer Art Zirkus heran. Da eigenes Denken unerwünscht war, wurde die Gründerin vom Regime brutal ermordet – doch ihre Initiative lebte weiter. Bis heute.
Seit 1999 lädt die Organisation KinderKulturKarawane Jugendkulturgruppen aus benachteiligten Verhältnissen zu einer Tournee ein. Seit 2015 setzen sich einige der Gruppen ganz besonders für Klimagerechtigkeit ein: „CreACTiv für Klimagerechtigkeit“. Daher auch die diesjährige Vorführung zum Mythos der Oshe und Bari von Arena y Esteras. Die Legende erinnert nämlich an die Bedeutung der Gleichgewichts in der Natur sowie des Universums, welches für die im Amazonasgebiet lebenden Ureinwohner eine große Rolle spielt.
Die KinderKulturKarawane tourt dieses Jahr noch bis November durch Deutschland. So können noch einige interessante Begegnungen entstehen und ein Austausch von Kulturen stattfinden.
geschrieben von Lilian, Muriel und Julian (J1)
Weitere Eindrücke vom Workshop: